Die Kanalinseln waren der einzige Teil der Britischen Inseln, der im II. Weltkrieg durch die Deutsche Wehrmacht besetzt wurde. Die fünfjährige Besatzungszeit endete am 9. Mai 1945, dem Liberation Day. Der Festtag wird immer noch alljährlich gefeiert.

Das Leben unter der Besatzungsmacht.

Die Deutsche Besetzung Jerseys begann eine Woche nachdem die Britische Regierung die  Entmilitarisierung der Insel angeordnet hatte, um die Bevölkerung zu schützen und nicht in den Konflikt einbezogen zu werden. Der Codename für die Aktion war “Operation Green Arrow” und die ersten Aufklärer der Deutschen Luftwaffe hielten fälschlicherweise die Fahrzeuge der Bauern für Truppentransporter. Am 28. Juni begann die Deutsche Luftwaffe nichts von der Entmilitarisierung wissend, die Insel zu bombardieren und unter Beschuss zu nehmen. Dabei wurden zehn Menschen getötet und viele verwundet. Wenige Tage später, am 1. Juli 1940 ließ General Richthofen, der Kommandeur der Deutschen Luftwaffe in der Normandie, ein Ultimatum zur Aufgabe der Insel abwerfen. Weiße Flaggen und Kreuze wurden daraufhin an exponierten Stellen platziert, zum Zeichen der Kapitulation, und Jersey wurde am gleichen Tag von Truppen aus der Luft, unter dem Kommando von Hauptmann Gussek, besetzt.

Deutsches Kommando.

Eine der größten Entbehrungen in der Besatzungszeit war das Ausbleiben von Nachrichten aus England, da die Deutschen Radio hören verboten hatten. Einige Einwohner riskierten Haftstrafen, indem sie eigenen, geheimen Radioempfang installierten und Frontnachrichten verbreiteten. Aus Benzinmangel wurden Transporte per Pferdewagen üblich und viele Fahrzeuge auf Gas umgerüstet. Der Preis für Fahrräder zog an, aber ihr Gebrauch war auf wesentliche Dienste beschränkt. Die Deutschen bestimmten, dass der Verkehr auf der “falschen” Seite zu verlaufen hatte. Außerdem wurde die Uhrzeit auf europäische Zeit umgestellt. In den Monaten, die auf den D-Day folgten, und die Alliierten die Kontrolle über Frankreich zurück erlangten, war der Benzinvorrat gänzlich aufgebraucht.

Lebensmittelmangel.

Da die Lebensmittel knapp waren, wurden auch die Einkaufszeiten gekürzt. Die Einschränkungen auf Jersey wurden erst wieder erträglich, als das Rotkreuzschiff SS VEGA eintraf und Lebensmittelpakete brachte. Davor mussten Ersatzstoffe die tägliche Nahrung ergänzen. Zum Beispiel wurde Salz aus Meerwasser gefiltert, oder aus einem Mix von Rüben und Zuckerrüben erhielt man Tee. Im Herbst 1944 gab es fast keinen Brennstoff mehr, weder Gas, noch Elektrizität, noch Benzin. Auch die Medikamente waren aufgebraucht und nur wenige Menschen hatten Heizmaterial. Dann endlich traf am 30. Dezember Hilfe in Form des Rotkreuzschiffes SS VEGA ein, das der ausgehungerten Bevölkerung Lebensmittel, Salz, Seife und Medikamente brachte.

Eine Insel als Festung.

Hitlers Auftrag hieß, die Insel zu einer uneinnehmbaren Festung auszubauen. Tausende Gefangene aus Russland, Spanien, Frankreich, Polen und Algerien bauten Bunker, Panzerabwehrwälle, Eisenbahntrassen und Tunnelsysteme. Ende 1943 wurde der Tunnel Komplex HO8 (bekannt als Jersey War Tunnels) in St. Lawrence an der Stelle eines Geschützstandes und einer Kaserne zu einem Lazarett für bis zu 500 Patienten ausgebaut. Alle Verteidigungsanlagen, die auf der Insel entstanden, waren Teil von Hitlers “Atlantikwall”. Spuren dieser Befestigungen aus der Besatzungszeit sind noch heuet auf der Insel zu finden, besonders in der St. Ouen’s Bay.

Hinter den Kulissen.

Am 6. Mai 1945 traf sich eine Delegation deutscher Offiziere mit dem Bailiff Alexander Coutanche sowie dem Kronanwalt, um die Entwicklung in Europa und ihre Auswirkungen auf die Insel zu besprechen. Die deutsche Heeresführung blieb unerschrocken und war nicht zur Kapitulation bereit. Letztendlich mussten sie ihre Niederlage eingestehen, und es trat eine Kehrtwende in den Fokus, alle verfügbaren Kräfte sollten gebündelt werden und vereint im Kampf gegen Russland. Um die aktuelle Lage darzustellen, antwortete der Deutsche Kommandeur der Kanalinseln, Vizeadmiral Huffmeier, dem Britischen Militär auf deren Aufforderung zur Kapitulation, er befolge nur die Anordnungen der “eigenen Regierung”. Trotz der beleidigenden Lässigkeit der deutschen Besatzungsmacht, die ihre Situation offenbar nicht begreifen wollte, begannen die Vorbereitungen zur Befreiung der Insel Gestalt anzunehmen. Im Juni 1944 wurde in der Normandie, durch die Landung der Alliierten Truppen, mit der “Operation Overlord” die Invasion auf den Nordwesten Europas eingeleitet.

Der Sieg am Horizont.

Am 7. Mai 1945 kapitulierte die Deutsche Wehrmacht und das Ende des Krieges in Europa wurde ausgerufen. In der Woche vor dem 6. Mai hatten die Insulaner mit ihren geheimen Radios Berichte über Hitlers Fall in Berlin empfangen. Trotz der Situation, der offiziell noch besetzten Inseln, begann es in der Bevölkerung zu rumoren und Nachrichten zirkulierten über das bevorstehende Kriegsende in Europa. Im Juni 1944 wurde in der Normandie, durch die Landung der Alliierten Truppen, mit der “Operation Overlord” die Invasion auf den Nordwesten Europas eingeleitet. Das kulminierte am 8. Mai dazu, dass die gesamten militärischen Kräfte gesammelt und notwendige Schritte unternommen wurden, um hinter den Kulissen die Befreiung der Insel vorzubereiten. Am 3. Mai wurden mit der Operation “Nestegg”, koordinierte Einheiten des Britischen Militärs, bekannt als “Force 135”, und als “Stand by”, mit dem Ziel in Bewegung gesetzt, die Inseln zu befreien.

Deutsche Kapitulation.

Am 8. Mai erhielten die Einheiten der “Force 135” das Kommando ihre Bereitschafts-Unterkünfte in Portsmouth zu beziehen. Der Hauptteil der Truppen sollte am 12. Mai auf den Inseln eintreffen. Ein kleiner Vortrupp unter dem Kommandeur Brigadier AE Snow, verließ an Bord der HMS Bulldog und Beagle am Morgen des 8. Mai den Hafen in Richtung der Kanalinseln. Bei den Einheiten der Force 135 befand sich auch ein Team Offizieller, um Verhandlungen über den Termin zur Kapitulation zu führen. Die erste Seite der Jersey Evening Post brachte erste Absprachen der Alliierten über den Sieg in Europa und informierten die Insulaner, dass Winston Churchills erste öffentliche Rede an die Nation am Nachmittag um 3 Uhr ausgestrahlt würde. Die Menschen kamen an vielen Stellen auf der Insel zusammen, um die Ankündigung ihrer Befreiung zu hören und die Insulaner warteten geduldig auf die glückliche Veränderung.

Churchills Rede.

Um 15 Uhr war Winston Churchill über knisternde Radiowellen mit der, vielleicht, spektakulärsten Rede seiner Karriere, zu hören. Der Premierminister verkündete das Ende des Krieges in Europa und die „bedingungslose Kapitulation der Deutschen an Land, auf See und in der Luft von Europa”. Und zwischen den Glückwünschen an sein Land, sprach er die Worte: „…unsere geliebten Channel Islands sind ab heute auch befreit”. Auf der Insel wurden Flaggen gehisst und dekoriert. Vom Balkon am Royal Square hielt der Bailiff Coutanche eine leidenschaftliche Ansprache und stimmte die Nationalhymne an. Ausgelassenheit, verboten unter der Besatzung, war wunderbarerweise wiederbelebt und griff um sich. Festliche Stimmung herrschte für den Rest des Tages, auch noch lange nach der Ansprache des Königs, bis in den späten Abend und Freudenfeuer und Feuerwerk wurden gezündet.

Tag der Befreiung.

Am 9. Mai um 7:15 Uhr unterzeichnete an Deck 4 der HMS Bulldog, der Zweite Kommandant für Guernsey, General Siegfried Heine die Kapitulation im Namen des Deutschen Kommandos für die Kanalinseln. Zur Unterstreichung ordnete General Heine an, dass „sofort alle deutschen Flaggen und Abzeichen auf den Kanalinseln eingeholt werden”. Ein überglücklicher Bailiff Coutanche begleitete am Mittag eine deutsche Delegation, angeführt vom Inselkommandanten Generalmajor Rudolf Wulf, auf die HMS Beagle, die in der St. Aubin’s Bay vor Anker lag, um die separate Kapitulation auf Jersey abzuschließen. Zur gleichen Zeit traf im Hafen von St. Helier eine kleine Inspektion der Marine ein, um sich über den Gesundheitszustand der Insulaner zu informieren. Sie wurden von einer jubelnden Menschenmenge mit überwältigendem Enthusiasmus empfangen, die ihre ersten Besuch in Freiheit feierten.

Trails to uncover the story.

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